Saftkugler (Glomerida)

Wie schauen Saftkugler aus?

Die Saftkugler können wohl als die Paradiesvögel innerhalb der heimischen Diplopoden gesehen werden. Auf schwarzer oder dunkelbraunem Grundfärbung zeigen sich Muster von roten, gelben oder hellbraunen Tupfen, Streifenzeichnungen, Sprenkelungen oder sie besitzen einfache glänzend schwarze Rückenplatten mit kontrastierenden zarten gelblichweißen Umrandungen. Der Körper der Saftkugler ist kurz und breit und besteht aus 11 bis 12 Körperringen. Jeder dieser Körperringe besteht wiederum aus fünf elastisch verbundenen Platten, von denen die Rückenplatte halbkreisförmig gewölbt ist und die Beine deutlich überlappt. Das Kopfschild (Collum) ist bei Saftkuglern klein und etwa so groß wie der Kopf. Der zweite Körperring ist dagegen stark vergrößert und wird Brustschild genannt. An diesem befinden sich Furchen, die teilweise auch für die Bestimmung wichtig sein können. Das letzte Rückenschild, das Präanalschild oder Präanaltergit, hat die Form eines Kugelviertels und ist bei manchen Arten ausgebuchtet oder mit Höckern versehen.

Wie verteidigen sie sich?

Dank ihres ausgeklügelten Körperbaus sind die Saftkugler in der Lage, sich als Schutz vor Feinden und Trockenheit zu einer Kugel zusammenrollen.

Diese Schutzreaktion haben sie mit den Rollasseln gemeinsam. Aber wie kann man die Saftkugler von Rollasseln unterscheiden? Anders als bei den Asseln, befindet sich am Körperende der Saftkugler ein einheitlich abgerundetes Rückenschild. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Anzahl der Beinpaare. So haben Saftkugler 17 bis 19 Beinpaare, während Rollasseln nur sieben aufweisen. Ist das Tier zusammengerollt, können Asseln und Kugler anhand von kleinen dreieckigen Platten (Uropoden) an der Verschlussstelle der Kugel unterschieden werden, da diese nur bei Asseln zu finden sind. Außerdem sind nur Saftkugler in der Lage, im eingerollten Zustand Wehrsaft – daher der Name Saftkugler – abzugeben. Dies erfolgt über unpaare mittig gelegene Drüsen, die zwischen den Rückenplatten liegen.

Wie pflanzen sie sich fort?

Im Gegensatz zu den anderen heimischen Diplopoda-Ordnungen, hat sich bei den Saftkugler-Männchen das letzte Beinpaar zu speziellen Begattungsorganen bzw. Begattungsendbeinen umgewandelt, stark verdickt und zangen- oder krebsscherenartig, die auch als Telopoden bezeichnet werden. Haben Saftkugler-Männchen während der Paarungszeit ein Weibchen gefunden, beginnen sie mit einem beeindruckenden Paarungsspiel, bei dem sie ihre Begattungsendbeine unter dem letzten Rückenschild nach hinten hervor strecken, sich rückwärtsgehend dem Weibchen nähern und mit dem Hinterleib Schwenkbewegungen ausführen. Ist das Saftkugler-Männchen dicht genug an dem Weibchen dran, ergreifen seine Telopoden die Hüfte des zweiten Beinpaares des Weibchens und die dahinter liegenden, ausgestülpten und verhärteten Vulven. Danach rollt sich das Männchen zusammen und überträgt nach einer intensiven Reinigung der Telopoden, Spermatropfen aus dem Penis am 2. Körperring auf ein Kot- oder Erdkügelchen, welches er an die Begattungsendbeine weiterreicht und mit diesen das Sperma von der Kugel abtupft. Anschließend werden die Telopoden in die Vulven des Weibchens eingeführt und somit das Sperma übertragen. Wusstet ihr, dass Saftkugler ihre Telopoden nicht nur zur Fortpflanzung, sondern auch als Waffe gegen Rivalen verwenden? Im Kampf um ein Weibchen versuchen die Männchen dem Gegner mit den Begattungsendbeinen in die Antennen zu zwicken. Gelingt dies, zuckt der „Gekniffene“ zusammen und flieht.

Bei der Eiablage werde die Eier von den Saftkugler-Weibchen einzeln in Kapseln aus Erde und einem klebrigen Sekret eingepackt. Diese Methode verringert das Risiko, dass alle Eier durch ungünstige Klimabedingungen oder Fressfeinde vernichtet werden. Aufgrund dieses eher aufwendigen Verfahrens, ist die Anzahl der gelegten Eier eher gering und liegt bei ca. 30 Eikapseln pro Jahr. Jungtiere besitzen zunächst 7-11 Segmente, wobei bei jeder Häutung ein Körperring hinzukommt (anamorphotische Entwicklung). Nach ca. drei Jahren erreichen sie die Geschlechtsreife und häuten sich dann nur noch einmal im Jahr und können stolze 6 bis 15 Jahre alt werden.

Was fressen Saftkugler eigentlich?

Ihre Ernährung setzt sich aus abgestorbenen Pflanzenteilen, also aus Falllaub und Totholz, zusammen.

Wie viele Saftkugler gibt es in Deutschland?

Aus Deutschland sind bisher 15 Arten an Saftkuglern bekannt:

Geoglomeris subterranea Verhoeff, 1908
Glomeridella minima (Latzel, 1884)
Glomeris connexa C. L. Koch, 1847
Glomeris helvetica (Verhoeff, 1894)
Glomeris hexasticha Brandt, 1833
Glomeris intermedia Latzel, 1884
Glomeris klugii Brandt, 1833
Glomeris marginata (Villers, 1789)
Glomeris ornata Koch, 1847
Glomeris pustulata Latreille, 1804
Glomeris tetrasticha Brandt, 1833
Glomeris transalpina C. L. Koch, 1836
Trachysphaera costata (Waga, 1857)
Trachysphaera gibbula (Latzel, 1884)
Trachysphaera schmidtii Heller, 1858