Samenfüßer (Chordeumatida)

Wie sehen Samenfüßer aus?

Bis auf die Art Haasea germanica mit 28 Körperringen, haben alle Samenfüßer-Arten 30 Körperringe. An jedem dieser Ringe tragen sie 6 Paar Borsten. Am letzten Körperring besitzen die Samenfüßer kleine Spinngriffel, die jedoch nur schwer zu erkennen sind. Mit ihnen stellen die Tiere Häutungskokons und Eigespinste her. Aufgrund des zeitlich sehr begrenzten Auftretens von geschlechtsreifen Tieren, spricht man von Herbst-Arten, oder Herbst-Frühlings-Arten. Die Körperringe sind bei den Samenfüßern nicht starr. Die freien Bauchplatten sind elastisch durch flexible Häute mit den Rücken- und Seitenplatten verbunden. Die Köpfe der Samenfüßer sind meist breiter als das Halsschild und die Beine und Fühler sind lang.

Wo leben sie?

Ein gutes Hilfsmerkmal für die Bestimmung vieler Samenfüßer-Arten ist ihre Verbreitung, da sie meist auf die Mittelgebirge beschränkt sind und die 200 m Höhenlinie in Richtung Tiefland daher nie oder nur wenig unterschreiten. Innerhalb der Samenfüßer gibt es keine typische Körperform, die das Einordnen in einen Lebensformtyp ermöglicht. Sie sind meist aber in der Laubstreu oder unter morschem Holz anzutreffen.

Wie pflanzen sie sich fort?

Eine besondere körperliche Eigenheit der Samenfüßer stellen die komplex gebauten Kopulationsfüße dar. In keiner anderen Ordnung wurden so viele Beinpaare zu Fortpflanzungsorganen umgebildet. Wusstet ihr, dass bei Vertretern der Familie Chordeumatidae ganze 5 Laufbeinpaare zu Begattungsorganen umgebildet sind?

Die Gonopoden haben sich dabei so stark umgebildet, dass die ursprüngliche Form des Laufbeins kaum noch zu erkennen ist. Diese enorme Anzahl an spermaübertragenden Organen brachte der Ordnung auch ihren Namen ein „Samenfüßer“.

Aber nicht nur die Anzahl der Gonopoden ist bemerkenswert. Auch ihr Paarungsverhalten weist einige Eigentümlichkeiten auf. Befindet sich ein Männchen in Paarungsstimmung, beginnt es mit seinem Kopf und Vorderkörper in schneller Folge auf den Untergrund zu schlagen, so dass ein Trommelgeräusch entsteht. Mit dieser akustischen Einlage macht es auf sich aufmerksam. Um ein Weibchen anzulocken, wenden Samenfüßer aber noch einen weiteren raffinierten Trick an. Auf ihrem Rücken befinden sich am 16. Körperring zwei stachelige Zapfen. Diese beinhalten Drüsen, die ein für Weibchen stimulierendes Sekret abgeben. Das Männchen bietet es dem Weibchen an, indem es sich zur Seite neigt. Das Weibchen beginnt sofort am Zapfen zu lecken und zu knabbern, was zu einer Erhöhung der Paarungsbereitschaft führt. Das Männchen dreht sich erst behutsam, dann schnell und packt das Weibchen ruckartig mit seinen vorderen Beinpaaren, ähnlich einer Greifhand, um sie in eine Paarungsstellung zu bringen.

Wusstet ihr, dass die Samenfüßer ihre Nestglocken aus Seide bauen?

Anders als bei den anderen Ordnungen werden für die Nester keine Erdpartikeln, Pflanzenreste oder Kot verwendet. Die Weibchen produzieren die Seide mittels der Spinngriffel am Körperende und formen ein Gespinst. Der Luftraum zwischen den einzelnen Seidenschichten ermöglicht eine gute Luftzirkulation und hilft beim Erhalt einer hohen Luftfeuchtigkeit im Gelege. Es ist anzunehmen, dass die Weibchen Brutpflege betreiben, da sie in einem Seidenkokon gefunden wurden, in dem sie sich um das Eipaket eingerollt hatten.

Wie viele Samenfüßer gibt es in Deutschland?

Aus Deutschland sind bisher 39 Arten an Samenfüßern bekannt:

Anamastigona pulchella (Silvestri, 1894)
Atractosoma meridionale Fanzago, 1876
Bergamosoma canestrinii (Fedrizzi, 1878)
Brachychaeteuma bagnalli Verhoeff, 1911
Brachychaeteuma bradeae (Brölemann & Brade-Birks, 1917)
Brachychaeteuma melanops Brade-Birks & Brade-Birks, 1918
Chordeuma sylvestre C. L. Koch, 1847
Craspedosoma rawlinsii Leach, 1815
Craspedosoma taurinorum Silvestri, 1898
Dendromonomeron oribates (Latzel, 1884)
Haasea flavescens (Latzel, 1884)
Haasea germanica (Verhoeff, 1901)
Haasea norica (Verhoeff, 1913)
Halleinosoma noricum Verhoeff, 1913
Haploporatia eremita (Verhoeff, 1909)
Iulogona tirolensis (Verhoeff, 1894)
Listrocheiritium cervinum Verhoeff, 1925
Mastigona bosniensis (Verhoeff, 1897)
Mastigona mutabilis (Latzel, 1884)
Mastigophorophyllon saxonicum Verhoeff, 1910
Melogona broelemanni (Verhoeff, 1897)
Melogona gallica (Latzel, 1884)
Melogona transsylvanica (Verhoeff, 1897)
Melogona voigti (Verhoeff, 1899)
Mycogona germanica (Verhoeff, 1892)
Nanogona polydesmoides (Leach, 1815)
Ochogona brentana (Verhoeff, 1928)
Ochogona caroli (Rothenbühler, 1900)
Ochogona regalis (Verhoeff, 1913)
Orthochordeumella fulva (Rothenbühler, 1899)
Orthochordeumella pallida (Rothenbühler, 1899)
Pseudocraspedosoma grypischium (Rothenbühler, 1900)
Pyrgocyphosoma titianum (Verhoeff, 1910)
Rhymogona montivaga (Verhoeff, 1910)
Rhymogona serrata (Bigler, 1912)
Rhymogona verhoeffi (Bigler, 1913)
Rhymogona wehrana (Verhoeff, 1910)
Xylophageuma vomrathi Verhoeff, 1911