Erfassen

Beste Zeit zum Erleben und Erfassen

Viele Bodentiere sind ganzjährig in geeigneten Biotopen anzutreffen, aber bei Frost, großer Hitze und Trockenheit ziehen sich viele Bodentiere in tiefere Bodenschichten zurück. Die beste Zeit zum Erleben und Erfassen von Bodentieren ist daher das Frühjahr und der Herbst bei milden Temperaturen zwischen 5 und 20 °C und feuchtem Untergrund. Aber auch im Hochsommer findet man einige Arten noch an feuchten Orten, z.B. im Garten, in Gewässernähe oder im Komposthaufen. Selbst im Winter sind einige Arten noch auf dem Schnee aktiv, wie z. B. einige Springschwanz-Arten, oder unter dem Schnee in der Laubstreu.

Sammelmethoden

Es gibt verschiedene Methoden, um Bodentiere zu sammeln bzw. zu erfassen. Die einfachste Methode ist die Handaufsammlung, also das manuelle Suchen. Das wichtigste Werkzeug hierbei ist eine Federstahlpinzette und für kleine Tiere wie Milben oder Springschwänze ein Pinsel oder Exhaustor. Bei der Handaufsammlung sucht man die typischen Aufenthaltsorte von Bodentieren ab. Man dreht z. B. Steine, ein Stück Holz, Brett, einen morschen Ast oder Baumstamm um. Einige Tiere sitzen dann dort auf dem Boden, am Holz oder an dem Stein. Unter der Rinde von morschem Holz sowie an lebenden Bäumen (z. B. Kiefer, Platane, Ahorn) kann man Totholzbewohner finden, indem man stellenweise die Rinde mit einem Messer entfernt. Die meisten Arten halten sich aber in der Laubstreu und den ersten paar Zentimeter im Boden auf. Die Laubstreu und die Erde sollten feucht, aber nicht trocken und nicht komplett nass sein. Man kann die Laubstreu oder die Erde direkt durchsuchen oder das Material auf eine weiße Plane oder große Tüte geben, damit die teilweise sehr flinken Tiere sich nicht vergraben oder anders fliehen können. Man kann auch Substrat in einem Eimer oder Beutel nach Hause nehmen und dort in einer flachen Wanne unter einer Lampe in Ruhe durchsehen bzw. auslesen. Das Substrat sollte man hinterher am besten wieder an den Ursprungsort zurückbringen und keinesfalls im Garten oder einem anderen Ort entsorgen, da hier die heimische Fauna durch andere Arten verfälscht werden könnte.

Viele Arten lassen sich nur im toten Zustand sicher bestimmen und müssen daher abgetötet werden. Dazu wird das Tier direkt in 70-95%igen Alkohol (Isopropanol, Ethanol) abgetötet.

Eine der am häufigsten verwendeten Methoden zum Fang von Bodentieren, die auf der Bodenoberfläche und in der Streu aktiv sind, ist der Einsatz von Bodenfallen oder auch Barberfallen (nach ihrem Erfinder) genannt. Dabei werden becherartige Gefäße (z. B. Joghurtbecher) mit einer Tötungs- oder Konservierungsflüssigkeit gefüllt (z. B. Propandiol, gesättigte Kochsalzlösung), ebenerdig eingegraben, mit einem kleinen Dach zum Schutz vor Regen (=Verdünnung/Überlaufen) versehen und alle 2 bis 4 Wochen gewechselt. Durch diese einfache und kostengünstige Methode, Bodentiere ohne großen zeitlichen Aufwand zu fangen, erlebte die Bodenzoologie einen enormen Aufschwung. Ein großer Nachteil der Bodenfallen allerdings ist, dass ohne Unterschied Hunderte von verschiedenen Tieren getötet werden, die in die Becher fallen, darunter teilweise auch Wirbeltiere wie Mäuse und Lurche. Dieser „Beifang“ wird leider sehr häufig nicht weiter bearbeitet und daher weggeworfen. Es ist also stets vorher zu überdenken, welche Ziele man mit dem Fallenfang anstrebt und ob sein Einsatz wirklich gerechtfertigt ist.

Funde protokollieren

Man kann die lebenden Tiere mit nach Hause nehmen um sie zu bestimmen bzw. zu fotografieren. Ein Gefäß mit ein paar kleinen Lüftungslöchern im Deckel und etwas feuchter Streu gefüllt reicht hier völlig aus. Um nicht unnötig Tiere töten zu müssen, kann man mit etwas Erfahrung und ggf. unter Verwendung einer Lupe bereits im Gelände nur 1-2 Exemplare einer Art mitnehmen bzw. überzählige Exemplare und nicht bestimmbare Jungtiere oder Weibchen frei lassen.

Für jede Aufsammlung oder Probenahme sollte man kleine Protokolle in einem Notizbuch anfertigen. Sie helfen dabei, alle wichtigen Informationen zu den Fundumständen festzuhalten und später auch den konservieren Tieren in Form eines Etiketts beizufügen.

Folgende Informationen sollten immer enthalten sein:

– Sammler*in (Wer?)

– Datum (Wann?)

– Ort (Wo?), also z.B. Land, Bundesland, nächstgelegener Ort, Gebietsname (NSG, Berg), Koordinaten (WGS84, Dezimalgrad), Biotop (z.B. Laubwald, Garten) und ggf. Informationen zur Vegetation (Buche, Ahorn, Brennnesselflur) oder Untergrund (Moderhumus, steinig, Basalt, kalk. Hilfreich für die Ermittlung des Ortes sind Karten (Papierform, Smartphone) oder ein GPS-Gerät.

– Sammelmethode (Wie?), wie z.B. Handfang (HF), Bodenfalle (BF) oder anderen Methoden.

Konservierung & Sammlung

Das Konservieren von Bodentieren erfolgt meist in 70 bis 96 %igen Ethanol oder Isopropanol, den man für ca. 5 bis 10 € pro Liter in der Apotheke oder im Internet kaufen kann. Die Tiere werden zusammen mit einem Etikettin kleine Glasröhrchen (z. B. Lamellenstopfengläser) getan und fast randvoll  verschlossen. Das Etikett muss mindestens folgende Angaben enthalten: Art, Land, Gebiet oder nahegelegene größere Stadt, Fundort, Datum, Sammler*in, Sammlungs-Nr., gegebenenfalls Nr. eines Dauerpräparates). Pro Art verwendet man größere mit dem Artnamen versehene Gläser, in die diese Präparateröhrchen gelegt werden. Um eine Austrocknung der Röhrchen zu vermeiden, füllt man die Gefäße randvoll mit Alkohol auf. Sie sollten regelmäßig kontrolliert und bei Verdunstung Alkohol nachgefüllt werden (bei sehr starken Verdunstungsverlusten sollte auch etwas 90-prozentiger Alkohol zugesetzt werden).

Auch wenn Bodentiere bisher weder in den Anlagen der Bundesartenschutzverordnung noch in den Anhängen der FFH-Richtlinie oder der EG-Artenschutzverordnung enthalten sind, sollte sich jeder, der Tiere abtötet oder eine naturkundliche Sammlung anlegen will, über den Sinn und Zweck im Klaren sein. Das Material sollte entweder einer naturwissenschaftlichen Sammlung überlassen werden oder eine eigene Sammlung angelegt werden. Nur an Hand von Sammlungen kann die Verbreitung von Arten, die ökologischen Präferenzen einer Art oder der Rückgang von Arten erkannt und dokumentiert werden. Es lassen sich aber auch fragwürdige Funde oder neue Artauffassungen von älterem bestimmten Material nachprüfen und nachvollziehen lassen.

Eine eigene Sammlung sollte daher immer alle wichtigen Informationen zu den Arten (Name, Anzahl, Geschlecht) und Fundumständen enthalten (siehe Funde protokollieren). Die einzelnen Röhrchen sollten dazu auch Etiketten enthalten, die für Dritte selbsterklärend sind. Jede*r Sammler*in sollte den späteren Verbleib der Sammlung bestimmen (z. B. spezialisiertes Museum), um den Erhalt der Sammlung und die fachgerechte Nutzung seiner Arbeit zu sichern. Wichtige Bodentier-Sammlungen befinden sich in folgenden Museen und Städten: Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Museum für Naturkunde Berlin, Zoologische Staatssammlung München, Senckenberg Museum Frankfurt, Zoologisches Museum der Universität Hamburg, Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe.