Einführung

Für die in Deutschland vorkommende Bodentierarten Landasseln (Oniscidea: ca. 60 Arten), die Doppelfüßer (Diplopoda: ca. 140 Arten) sowie die Hundertfüßer (Chilopoda: ca. 60 Arten) entwickelten wir gemeinsam mit Fachkolleg*innen anderer Institutionen (z. B. Dr. Jörg Spelda, Zoologische Staatssammlung München) und fachkundigen Bürgerwissenschaftler*innen (z. B. Andreas Allspach, Frankfurt a. Main) interaktive Bestimmungsschlüssel. Die Nutzenden, ob Neulinge oder Fortgeschrittene, sollen über leicht zu erkennende Merkmale und viele eindeutige Illustrationen und Bilder rasch zu einem sicheren Bestimmungsergebnis gelangen. Grundlage hierfür bilden umfangreiche Merkmalstabellen, die derzeit von den wenigen Fachleuten – teilweise ehrenamtlich – erstellt wurden. Wichtige Hinweise und Tipps zur Benutzung der Bestimmungsschlüssel finden Sie in der Anleitung.

Für eine sichere Bestimmung benötigt man für die meisten Bodentiere die ausgewachsenen geschlechtsreifen Tiere. Die Jungtiere sind meist nur mit viel Erfahrung einer Art zuzurechnen. Selbst die größeren Bodentiere, wie z. B. die Asseln, Hundert- und Doppelfüßer, sind nur in wenigen Fällen auch mit dem erfahrenen Auge oder Makroaufnahmen (z. B. mit Smartphone) sicher bestimmbar. Für die meisten Bodentierarten ist es allerdings notwendig, die relevanten Merkmale unter dem Mikroskop zu betrachten für eine sichere Bestimmung. Zum Beispiel tragen die Begattungsbeine (Gonopoden) der Doppelfüßer, die Endbeinpaare der Steinläufer oder die Abdominalbeinpaare (Pleopoden) der Asseln wichtige und charakteristische Artmerkmale. Für die Betrachtung mittelkleiner Merkmale ist ein Stereomikroskop mit 20 bis 60facher Vergrößerung notwendig. Die Betrachtung einiger kleiner Strukturen selbst muss oft bei etwa 200facher Vergrößerung unter dem Durchlichtmikroskop erfolgen. Viele andere Bodentiergruppen, wie z. B. Springschwänze (Collembola), Milben (Acari), oder Nematoden können meist nur nach Präparation und unter 100 bis 1000facher Vergrößerung sicher bestimmt werden.

Günstige Stereo- oder Durchlichtmikroskope erhält man schon ab ca. 50 Euro. Für eine bessere Qualität und mehr bzw. höhere Vergrößerungsstufen sollten schon min. 200 Euro investiert werden. Profimikroskope, wie sie z. B. an Museen oder Universitäten verwendete werden kosten dann schon 5.000 bis 30.000 Euro.

 

Je nach Tiergruppe ist das Vorgehen bei der Präparation unterschiedlich. Bei fast allen Hundertfüßern oder den Doppefüßergruppen Bandfüßer (Polydesmida) und Saftkugler (Glomerida) muss meist gar nicht präpariert werden, weil die bestimmungsrelevanten Merkmale außen am Körper sitzen. Bei einigen Gruppen, wie z. B. den Doppelfüßerordnungen Schnurfüßer (Julida) und Samenfüßer (Chordeumatida) müssen meist die im Körperinneren liegenden Begattungsbeine (Gonopoden) herauspräpariert und angesehen werden. Während sich für die normale Betrachtung der Tiere die weichen Federstahlpinzetten zum Drehen und Wenden eignen, verwendet man für die Präparation die sehr spitzen und stabileren Dumont-Pinzetten. Am besten betrachtet man Tiere von mehr als 5 mm Länge in einer kleinen Petrischale (Glas oder Plastik) oder in einem Blockschälchen aus Glas. Das Objekt muss dabei komplett mit Flüssigkeit, meist Alkohol, bedeckt sein, damit es nicht zu störenden Oberflächenbrechungen kommt. Hilfreich ist auch ein Deckel oder eine Abdeckplatte, damit das Tier nicht eintrocknet, falls man die Bestimmung für einige Minuten oder Stunden unterbrechen muss.

 

Die Betrachtung kleiner Bodentiere, wie z.B. Springschwänze, Milben oder von kleinen präparierten Körperteilen, z. B. Gonopoden oder Mundwerkzeugen, unter dem Durchlichtmikroskop kann in Alkohol oder besser in Milchsäure auf einem (Hohlschliff-)Objektträger erfolgen. Dazu legt man das Objekt knapp an den Rand der Höhlung und deckt diese halbseitig mit einem Deckgläschen zu. Dabei entsteht eine halbe Luftblase, die das Objekt nicht berühren sollte, ggf. seitlich Milchsäure mit einem Tropffläschchen nachfüllen. Durch leichtes Verschieben des Deckgläschens mit dem Zeigefinger kann man das Objekt dann unter dem Mikroskop in die richtige Lage bringen. Die Milchsäurepräparate kann man so über einige Monate lagern (Vorsicht! Austrocknung vermeiden). Danach wird das Objekt in einem kleinen Röhrchen (ca. 3 x 20 mm) dem eigentlichen Tier beigefügt oder man kann ein Dauerpräparat anfertigen. Hierfür gibt es mehrere Rezepte bzw. Einbettungsmedien. Wichtig hierbei ist, dass das Präparat gut beschriftet wird, das Einbettungsmedium lange haltbar ist und zur Not wieder aufgelöst werden kann. Zu empfehlen wäre Canada Balsam, Euparal oder Glycerol-Paraffin.