Bodentiere

„Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen reinigen Wasser und Luft und sorgen für fruchtbare Böden. Intakte Selbstreinigungskräfte der Böden und Gewässer sind wichtig für die Gewinnung von Trinkwasser. Die natürliche Bodenfruchtbarkeit sorgt für gesunde Nahrungsmittel. Dies alles funktioniert nicht mechanisch, sondern läuft in einem komplexen Wirkungsgefüge ab. Ökosysteme verfügen über eine hohe Aufnahmekapazität und Regenerationsfähigkeit – aber sie sind nicht beliebig belastbar“ (Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2007).

Die ungeahnte Vielfalt unter unseren Füßen

Ein einziges Gramm Boden enthält Milliarden von Mikroorganismen, wie z. B. Bakterien, Pilze, Algen und Einzeller. Ein Quadratmeter gesunder Boden beherbergt Hunderttausende bis Millionen von Bodentieren, wie Fadenwürmer, Regenwürmer, Milben, Doppelfüßer, Hundertfüßer, Asseln, Springschwänze, Insekten und deren Larven. Wenn man das auf einen Hektar (= ca. 1,5 Fußballfelder) hochrechnet kommt man auf ca. 15 Tonnen Lebendgewicht (!), das entspricht dem Gewicht von etwa 20 Kühen. Es leben also wesentlich mehr Organismen in als auf dem Boden und auch die Vielfalt an Arten ist höher. Schätzungsweise bis zu 50.000 Arten an Bodentieren leben unter unseren Füßen allein in Deutschland!

 

Alles eine Frage der Größe

Die Bodentiere werden anhand ihrer Körperbreite bzw. ihres Durchmessers in verschiedene Größenklassen unterteilt. Die Größe bestimmt auch maßgeblich, welche Teil des Boden und seines Spaltensytems und der Porenräume bewohnt werden können.

Mikrofauna (< 0,1 mm): z. B. Einzeller, kleinere Fadenwürmer, Bärtierchen, Rädertierchen

Mesofauna (0,2 – 2 mm): z. B. Springschwänze, Milben, größere Fadenwürmer, Enchyträen

Makrofauna (2 – 20 mm): z. B. Doppelfüßer, Hundertfüßer, Landasseln, Insekten, Spinnen, Schnecken

Megafauna (20 – 200 mm): z. B. Maulwürfe, Wühlmäuse, Spitzmäuse, Kaninchen, Amphibien

Die kleinen Dienstleister

Den Bodentieren oder der Bodenfauna (benannt nach der römischen Göttin „Fauna“, Göttin des Waldes und der Tierarten) kommt eine Schlüsselrolle bei den natürlichen Bodenfunktionen zu. Durch die Ab- und Umbautätigkeit werden z. B. abgestorbene Pflanzenabfälle in den Boden eingearbeitet, zerkleinert und hierdurch besser von Bakterien und Pilzen zersetzt. So werden die Nährstoffe wieder in für die Pflanzen verfügbarer Form freigesetzt (Mineralisation). Außerdem sorgen kriechende und grabende Tiere für die Durchmischung, Durchlüftung und Lockerung des Bodens (Bioturbation). Sie tragen maßgeblich zur Bildung von stabilen Ton-Humus-Komplexen mit hoher Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe bei und sorgen für feinkrümelige Böden, die weniger schnell abgetragen werden können durch Erosion. Darüber hinaus sind sie bis zu einem gewissen Grade in der Lage, schädliche Stoffe abzubauen.

Boden ist ein Lebensraum mit komplexen Lebensgemeinschaften und für die Biodiversität von enormer Bedeutung ist. Obwohl er direkt unter unseren Füßen liegt wissen wir trotz jahrzehntelanger bodenbiologischer Forschungen noch nicht sehr viel über die Biologie im Boden. Hierfür sind u.a. die geringe Größe der Bodenfauna, die enorme Artenvielfalt und die schwere Bestimmung Schuld.

Selbst ERLEBEN

Erlebe selbst die große Welt der kleinen Bodentiere und drehe Steine um, schaue im Komposthaufen nach und finde heraus was alles in deiner Stadt lebt! Gehe ganz nah ran und schaue genau hin was dort lebt! Wühle in der Laubstreu in deinem Lieblingswald, schaue unter morschem Holz nach!