Erdkriecher (Geophilomorpha)

Wie sehen Geophilomorpha aus?

Bei den Erdkriechern oder Erdläufern kann die Anzahl der laufbeintragenden Segmente zwischen 27 und 191 Segmenten betragen. Einige Arten dieser Ordnung werden also wirklich fast dem Namen „Hundertfüßer“ gerecht! Übrigens, wie auch bei den anderen Ordnungen der Hundertfüßer findet man bei den Erdläufern immer nur ungerade Laufbeinpaar-Anzahlen, z. B. 37, 39, 41 Laufbeinpaare, niemals 28, 40 oder 41. Ein Hundertfüßer kann daher nur 98 oder 102 Beine besitzen und neimals genau 100. Die Erdkriecher besitzen gleichförmig gestaltete Rückenplatten (Tergite) und ein flexibles und eher hautartiges Außenskelett. Alle Geophilomorpha haben kurze Beine und besitzen keine Augen. Zu diesen Anpassungen an den Lebensraum Boden kommt noch eine eher blasse und helle Färbung.

Wo leben sie?

Die Körperform der Erdkriecher ist eher fadenartig und flexibel. Sie sind somit also perfekt für ein Leben in tieferen Bodenschichten und Bodengängen geeignet. Für die Fortbewegung nutzen sie dabei eine Technik die der der Regenwürmer sehr ähnlich ist. Mit ihrem meist sehr schmalen Vorderkörper zwängen sie sich dabei in Bodenöffnungen, verankern sich dort mit den Beinen der ersten Segmente und lassen dann die nachfolgenden Segmente durch starke Kontraktion anschwellen. Auf diesem Weg wird die Bodenöffnung erweitert und der Oberkörper kann erneut nach vorn gestreckt werden. Aufgrund dieser starken Anpassung an den Lebensraum Boden werden sie im deutschen auch Erdkriecher genannt. Einige wenige Arten, wie z.B. Geophilus carpophagus, leben aber vor allem an Bäumen.

Was fressen sie?

Erdkriecher ernähren sich von Tieren auf und im Boden, beispielsweise von Regenwürmern, Tauwürmer, Springschwänzen, Fliegenlarven und kleinen Käferlarven. Sie können Beute erlegen, die wesentlich größer ist, als sie selbst. Manche Arten greifen sogar in der Gruppe besonders große Beute an!

Henia vesuviana.

Wie verteidigen sie sich?

Bei einem Angriff sondern die Geophilomorpha über Porenfelder an den Bauchplatten ein klebriges und schnell erhärtendes Sekret ab. Ziel ist es die Mundwerkzeuge des Angreifers zu verkleben. Manche Arten geben sogar ein leuchtendes Sekret ab (Bioluminenszenz), was den Gegner noch zusätzlich verwirren soll.

Bauchseite mit Wehrdrüsen von Geophilus studeri.

Wie pflanzen sie sich fort?

Die Männchen haben im Vergleich zum Weibchen meist stark verdickte Endbeine, die mit vielen Drüsen besetzt sind. Klauenartige Gonopoden wie die Steinläufer oder Spinnenasseln besitzen sie nicht. Bei der der Paarung setzen die Männchen Samenbehälter (Spermatophoren) auf ein kleines Gespinst am Boden ab, welchem vom Weibchen aufgenommen wird.

Was kommt nach dem Ei?

Die Eier werden von der Mutter beschützt und gepflegt. Die Jungtiere schlüpfen bereits mit ihrer endgültigen Segment- und Beinanzahl (Epimorphose), egal ob 27 oder 191 Beinpaare!!! Die Jungtiere verbleiben noch die ersten Larvenstadien bei der Mutter, bevor sie ihre eigenen Wege krabbeln.

Wie viele Erdkriecher gibt es in Deutschland?

Aus Deutschland sind bisher 21 Arten an Erdkriechern bekannt:

Geophilus alpinus Meinert, 1870
Geophilus carpophagus Leach, 1815
Geophilus electricus (Linnaeus, 1758)
Geophilus flavus (De Geer, 1778)
Geophilus oligopus (Attems, 1895)
Geophilus proximus C.L. Koch, 1847
Geophilus rhenanus Verhoeff, 1895
Geophilus ribauti Brölemann, 1908
Geophilus studeri Rothenbühler, 1899
Geophilus truncorum Bergsoe & Meinert, 1866
Haplophilus subterraneus (Shaw, 1794)
Henia brevis (Silvestri, 1896)
Henia vesuviana (Newport, 1845)
Pachymerium ferrugineum (C.L. Koch, 1835)
Schendyla nemorensis (C.L. Koch, 1837)
Schendyla tyrolensis (Meinert, 1870)
Stenotaenia linearis (C.L. Koch, 1835)
Strigamia acuminata (Leach, 1814)
Strigamia crassipes (C.L. Koch, 1835)
Strigamia maritima (LEACH, 1817)
Strigamia transsilvanica (Verhoeff, 1928)