Hundertfüßer Single Post

Hundertfüßer (Chilopoda)


Wie sehen Chilopoden aus?

Die Hundertfüßer, in der Wissenschaft auch als Chilopoda (Lippenfüßer) bezeichnet, verdanken ihren Namen der plattenförmigen Verwachsung ihrer Hüften (Coxa) der Kieferfüße, der Kiefernfußplatte (Coxosternum), welche sich von unten wie eine zweite Unterlippe über die anderen Mundwerkzeuge legen. Der Körper der Chilopoden ist eher langgestreckt und schlank und hat meist eine Länge von 1 bis 10 cm. Manche tropische Arten können sogar Längen von bis zu 30 cm Länge erreichen!

 

Während die Kopfform bei den Spinnenläufern (Scutigeromorpha) eher rundlich ist, ist sie bei den anderen spaltenbewohnenden Hundertfüßern stark abgeflacht. Die Anzahl, sowie die Art der Augen können innerhalb der Hundertfüßer sehr unterschiedlich sein. Die Erdkriecher (Geophilomorpha) und einige Gattungen der Skolopender (Scolopendromorpha), sowie einige in Höhlen lebende Steinläufer (Lithobiomorpha) sind sogar gänzlich blind. Eine weitere Besonderheit ist das Tömösvárysche Organ, wenn auch nur bei den Spinnenläufern und Steinläufern ausgebildet. Es ist ein Sinnesorgan welches sich am Kopf nahe der Antennen und Einzelaugen befindet und besonders unterschiedliche Konzentrationen von CO2 wahrnehmen kann.

Kopf des Steinläufers Lithobius aeruginosus.

Ihr Körper besteht aus dem Kopf, dem direkt dahinterliegendem Kieferfußsegment mit den Giftklauen, sowie dem langgestreckten Rumpf. Bis auf die letzten zwei Segmente, auch Genitalsegmente genannt und das Telson, welches die Afteröffnung enthält, trägt jedes dieser Rumpfsegmente ein Laufbeinpaar.

Nur bei den Spinnenläufern und Steinläufern trägt das erste Genitalsegment bei beiden Geschlechtern Begattungsorgane. Bei den Skolopendern treten sie nur bei den Männchen auf. Die Geschlechtsöffnung ist bei allen Ordnungen auf dem zweiten Genitalsegment zu finden.

Wie atmen Chilopoden? Hundertfüßer atmen über Tracheen. Die Öffnungen der Tracheen befinden sich dabei paarig in den jeweiligen weichhäutigen Seitenplatten oder bei den Scutigeromorpha unpaarig mittig in den Rückenplatten.

Wo leben sie?

Hundertfüßer können fast überall vorkommen. Man kann sie bis auf die Antarktis, auf allen Kontinenten finden. Die meisten Arten kommen dabei aber in den Tropen und Subtropen vor. Alle Hundertfüßer sind lichtscheu und lieben die Feuchtigkeit, daher ist ihr bevorzugter Lebensraumtyp die Bodenschicht, wo sie verborgen zwischen der Laubstreu und / oder den oberen Bodenschichten leben. Manche Arten können aber auch unter Steinen, Borke oder an Baumstämmen gefunden werden. Wiederum andere Arten besiedeln Wiesen, Wüsten, Höhlen oder Küstenregionen. Die Hundertfüßer beeindrucken somit nicht nur durch ihre Größe und Vielfältigkeit, sondern auch durch ihre Fähigkeit nahezu alle Lebensräume zu besiedeln.

Was fressen sie?

Wusstet ihr, dass die Chilopoden die einzigen Tausendfüßer (Myriapoda) sind, die sich fast ausschließlich räuberisch ernähren? Die Beute reicht von Springschwänzen, Würmern und kleineren Spinnen oder Insekten, bis hin zu Wirbeltieren, wie beispielsweise Mäuse, Schlangen oder Eidechsen. Sie greifen sich ihre Beute, die teilweise deutlich größer ist als sie selbst, mit Hilfe ihrer kräftigen Kieferfüße (Maxillipeden) und betäuben und töten sie mit einem Gift, welches sie mittels der Giftklauen injizieren. Es wurde jedoch auch schon beobachtet, dass sie auch pflanzliche Kost wie beispielsweise Bananenbrei zu sich nehmen.

Wie verteidigen sie sich?

Generell lässt sich sagen, dass alle Hundertfüßer sich mittels ihrer Giftklauen zu verteidigen wissen oder einer Gefahrensituation durch ihre Schnelligkeit entfliehen können. Sie besitzen aber auch noch Wehrdrüsen an den verschiedensten Stellen des Körpers, deren Ausscheidungen von stinkend und reizend, bis hin zu klebend und leuchtend sein können.

Wie pflanzen sie sich fort?

Im Anschluss an ein kompliziertes Paarungsverhalten, setzen die Männchen Samenbehälter (Spermatophoren) ab, die dann von den Weibchen aufgenommen werden. Manche Ordnungen, wie die Spinnenläufer und die Erdkriecher betreiben sogar Brutpflege. Die Eiablage kann das ganze Jahr über erfolgen, ein wichtiger Faktor stellt dabei die Temperatur dar, bevorzugt sind dabei in unseren Breiten die Bereiche zwischen 12 bis 15 °C. Ab 20°C oder unter 5°C ist die Bildung der Eizellen (Oozyten) stark verlangsamt.

Was kommt nach dem Ei?

Bei der Entwicklung der Hundertfüßer können verschiedene Formen beobachtet werden. Bei den Larven der Spinnenläufer und Erdläufer erfolgt eine Anamorphose Entwicklung. Dies bedeutet, dass sie mit einer geringen Anzahl an Segmenten und Laufbeinen schlüpfen und erst nach mehreren Häutungen ihre volle Segment- und Beinzahl erreichen. Bei den Larven der Skolopender und Erdkriecher wiederum, erfolgt eine Epimorphose Entwicklung. Darunter versteht man, dass sie mit ihrer vollständigen Anzahl an Segmenten aus dem Ei schlüpfen.