Hundertfüßer (Chilopoda)

Wie sehen Chilopoden aus?

Die Hundertfüßer, in der Wissenschaft auch als Chilopoda (Lippenfüßer) bezeichnet, verdanken ihren Namen der plattenförmigen Verwachsung ihrer Hüften (Coxa) der Kieferfüße, der Kiefernfußplatte (Coxosternum), welche sich von unten wie eine zweite Unterlippe über die anderen Mundwerkzeuge legen. Der Körper der Chilopoden ist eher langgestreckt und schlank und hat meist eine Länge von 1 bis 10 cm. Manche tropische Arten können sogar Längen von bis zu 30 cm Länge erreichen!

 

Ihr Körper besteht aus dem Kopf, dem direkt dahinterliegendem Kieferfußsegment mit den Giftklauen, sowie dem langgestreckten Rumpf. Bis auf die letzten zwei Segmente, auch Genitalsegmente genannt und das Telson, welches die Afteröffnung enthält, trägt jedes dieser Rumpfsegmente ein Laufbeinpaar. Die Anzahl der Beinpaare ist immer ungerade, z.B. 15, 21, 39, 41 etc. Die Geschlechtsöffnung ist bei allen Hundertfüßern auf dem zweiten Genitalsegment zu finden. Bei den Spinnenläufern und Steinläufern trägt das erste Genitalsegment bei beiden Geschlechtern Begattungsorgane, während bei den Skolopendern sie nur bei den Männchen auftreten .

Wie atmen Chilopoden?

Hundertfüßer atmen über Tracheen. Die Öffnungen der Tracheen befinden sich dabei paarig in den jeweiligen weichhäutigen Seitenplatten oder bei den Scutigeromorpha unpaarig mittig in den Rückenplatten.

Wo leben sie?

Hundertfüßer können fast überall vorkommen. Man kann sie, bis auf die Antarktis, auf allen Kontinenten finden. Die meisten Arten kommen dabei aber in den Tropen und Subtropen vor. Alle Hundertfüßer sind lichtscheu und lieben die Feuchtigkeit, daher ist ihr bevorzugter Lebensraumtyp die Bodenschicht, wo sie verborgen zwischen der Laubstreu und / oder den oberen Bodenschichten leben. Manche Arten können aber auch unter Steinen, Borke oder an Baumstämmen gefunden werden. Wiederum andere Arten besiedeln Wiesen, Wüsten, Höhlen oder Küstenregionen. Die Hundertfüßer beeindrucken somit nicht nur durch ihre Größe und Vielfältigkeit, sondern auch durch ihre Fähigkeit nahezu alle Lebensräume zu besiedeln.

Was fressen sie?

Wusstet ihr, dass die Chilopoden die einzigen Tausendfüßer (Myriapoda) sind, die sich fast ausschließlich räuberisch ernähren? Die Beute reicht von Springschwänzen, Würmern und kleineren Spinnen oder Insekten, bis hin zu Wirbeltieren, wie beispielsweise Mäuse, Schlangen oder Eidechsen. Sie greifen sich ihre Beute, die teilweise deutlich größer ist als sie selbst, mit Hilfe ihrer kräftigen Kieferfüße (Maxillipeden) und betäuben und töten sie mit einem Gift, welches sie mittels der Giftklauen injizieren. Es wurde jedoch auch schon beobachtet, dass sie auch pflanzliche Kost wie beispielsweise Bananenbrei zu sich nehmen.

Wie verteidigen sie sich?

Generell lässt sich sagen, dass alle Hundertfüßer sich mittels ihrer Giftklauen zu verteidigen wissen oder einer Gefahrensituation durch ihre Schnelligkeit entfliehen können. Sie besitzen aber auch noch Wehrdrüsen an den verschiedensten Stellen des Körpers, deren Ausscheidungen von stinkend und reizend, bis hin zu klebend und leuchtend sein können.

 

Wie pflanzen sie sich fort?

Im Anschluss an ein kompliziertes Paarungsverhalten, setzen die Männchen Samenbehälter (Spermatophoren) ab, die dann von den Weibchen aufgenommen werden. Manche Ordnungen, wie die Spinnenläufer und die Erdkriecher betreiben sogar Brutpflege. Die Eiablage kann das ganze Jahr über erfolgen, ein wichtiger Faktor stellt dabei die Temperatur dar, bevorzugt sind dabei in unseren Breiten die Bereiche zwischen 12 bis 15 °C. Ab 20°C oder unter 5°C ist die Bildung der Eizellen (Oozyten) stark verlangsamt.

Was kommt nach dem Ei?

Bei der Entwicklung der Hundertfüßer können verschiedene Formen beobachtet werden. Bei den Larven der Spinnenläufer und Steinläufer erfolgt eine zunächst ein anamorphe Entwicklung. Dies bedeutet, dass sie mit einer geringen Anzahl an Segmenten und nur drei paar Laufbeinen schlüpfen und erst nach mehreren Häutungen ihre volle Segment- und Beinzahl erreichen. Bei den Larven der Skolopender und Erdkriecher wiederum, erfolgt eine epimorphe Entwicklung. Darunter versteht man, dass sie mit ihrer vollständigen Anzahl an Segmenten und Beinen aus dem Ei schlüpfen, egal ob mit 35 oder 135.


Neugierig geworden? Dann lies hier mehr über die einzelnen Chilopoda-Ordnungen und all ihre speziellen Eigenheiten:

Artenliste Hundertfüßer

Für Deutschland sind im Freiland 58 Arten an Hundertfüßern bekannt: Unsere einheimische Hundertfüßerfauna weist eine Vielfalt an Arten auf. Für Deutschland wurden im Freiland bisher 58 Arten an Hundertfüßern (Chilopoda)  nachgewiesen. Diese unterscheiden sich sowohl in ihrer Ökologie und Lebensweise als auch in ihrer Verbreitung. Da Hundertfüßer recht träge Tiere sind, besonders die Jungtiere, und…

Steinläufer (Lithobiomorpha)

Wie sehen Lithobiomorpha aus? Steinläufer haben meist 15 laufbeintragende Segmente und werden zwischen 5 mm und 60 mm groß. Sie besitzen ungleichförmig gestaltete Körperringe, mal mit kürzeren, mal längerec Rückenplatten (Tergite), die ziemlich hart und starr sind. Sie besitzen meist ein bis mehrere dutzend Einzelaugen (Ocellen) und kurze bis lange bewegliche Antennen.   Wo leben…

Skolopender (Scolopendromorpha)

Wie sehen Scolopendromorpha aus? Skolopender haben meist 21, selten 23 laufbeintragende Segmente und werden zwischen 2 und 30 cm groß. Sie besitzen gleichförmig gestaltete Rumpfsegmente sowie derbe, flexible Bauch- (Sternite) und Rückenplatten (Tergite). Die Endbeine sind verlängert, nach hinten gerichtet, meist deutlich verdickt und dienen nicht mehr der Fortbewegung. Am Kopf befinden sich keine oder…

Erdkriecher (Geophilomorpha)

Wie sehen Geophilomorpha aus? Bei den Erdkriechern oder Erdläufern kann die Anzahl der laufbeintragenden Segmente zwischen 27 und 191 Segmenten betragen. Einige Arten dieser Ordnung werden also wirklich fast dem Namen „Hundertfüßer“ gerecht! Übrigens, wie auch bei den anderen Ordnungen der Hundertfüßer findet man bei den Erdläufern immer nur ungerade Laufbeinpaar-Anzahlen, z. B. 37, 39,…

Spinnenläufer (Scutigeromorpha)

Wie sehen Scutigeromorpha aus? Die ausgewachsenen Spinnenläufer oder Spinnenasseln haben auf der Unterseite immer 15 Bauchplatten, den Sterniten, mit sehr langen Laufbeinpaaren. Das besonders lange 15. Endbeinpaar wird dabei nicht mehr zum Laufen verwendet und ist nach hinten weggeklappt. Die Rückenschilde auf der Oberseite, auch Tergite genannt, sind zu sieben Rückenschilden verschmolzen. Auffällig sind auch…