Pinselfüßer (Polyxenida)

Wie sehen Pinselfüßer aus?

Aus allen Vielfüßer-Ordnungen stechen die Pinselfüßer ganz besonders hervor. Ihre Vorfahren haben sich sehr früh vom Hauptstamm der Diplopoda abgespalten, was  bei der Betrachtung ihrer morphologischen Eigenheiten deutlich wird. Sie lagern beispielsweise keinen Kalk in ihre Außenhaut (Cuticula) ein, weswegen sie einen weichhäutigen Körper haben. Mit einer maximalen Länge von 3 mm sind Pinselfüßer sehr klein und bilden nur 11 Körperringe aus. Eine weitere Besonderheit ist ihre Haarbildung. Die Haare stehen wie bei einem Pinsel in Büscheln und sind mit Widerhaken sowie verzweigten und gelappten Strukturen versehen. Dieser Besonderheit verdankt die Ordnung ihren Namen.

Wo leben sie?

Ihre körperlichen Eigenschaften machen ein grabendes Leben im Boden unmöglich. Pinselfüßer leben daher unter Baumrinden und das sogar in Baumhöhen von bis zu 20 m!

Was fressen sie und wie verteidigen sie sich?

Die Pinselfüßer ernähren sich von Algen und Flechten die auf der Baumrinde wachsen. Ihre Haarbüschel schützt sie vor Angreifern.

Wie pflanzen sie sich fort?

Auch bei der Fortpflanzung gehen die Pinselfüßer ihren eigenen Weg. Während bei allen anderen Doppelfüßern die Spermaübertragung des Männchens zum Weibchen durch Paarbildung erfolgt, fehlen den Pinselfüßern hierfür die notwendigen Werkzeuge, da sich im Verlauf der Stammesentwicklung nie Begattungsorgane gebildet haben. Die Pinselfüßer entwickelten eine eigene raffinierte Methode, um die Eier der Weibchen zu befruchten. Sie wird als „indirekte Spermatophorenübertragung“ bezeichnet. Hierbei kreieren die Pinselfüßer-Männchen ein Fadengespinst, legen ihre Spermapakete darauf ab und entfernen sich anschließend im rechten Winkel von ihrem außergewöhnlichen Bauwerk. Dabei spinnen sie eine Fadenstraße aus vier Fäden, die mit Duftstoffen versehen wird. Wenn ein Pinselfüßer-Weibchen diese Fadenstraße findet, läuft es erregt bis zum Ende, um die Spermatropfen mit den Vulven, die sich an der Basis des zweiten Beinpaares befinden, aufzunehmen. Sollte das Weibchen in die falsche Richtung gelaufen sein, dreht es um und läuft die Straße noch einmal in die andere Richtung ab, bis sie das Spermapaket gefunden und aufgenommen hat.

Bei der Eiablage läuft das Weibchen im Kreis und legt die Eier in Form einer Perlschnur ab. Die Schwanzpinsel werden dabei immer wieder gegen die Eier gepresst, wodurch sich die stacheligen und mit Widerhaken versehenen Schwanzborsten an die Eier heften und eine haarige Schutzhülle bilden. Gleichzeitig sorgen die Borsten für gleichmäßige, kleinklimatische Bedingungen.

Wie viele Pinselfüßer gibt es in Deutschland?

In Deutschland gibt es nur eine heimische Art:

Polyxenus lagurus (Linnaeus, 1758)